DTHG-Ratgeber Lüftung Nr. 2
19. Oktober 2021Stabile Lüftung im Foyer durch Überströmung:
Die meisten Theater verfügen über eine gute Lüftungsanlage für den Zuschauerraum; das daran anschließende Foyer hat aber oft nur eine Fensterlüftung. Sie funktioniert witterungsabhängig und ist kaum ausreichend für eine infektionsschutzgerechte Raumlüftung, denn in der Veranstaltungspause befinden sich im Foyer viele Besucher, reden angeregt und tragen keinen Mund-Nasen-Schutz, wenn sie etwas essen und trinken.
Nachfolgend wird ein sehr kostengünstiges und praktisch sofort umsetzbares Konzept beschrieben, bei dem die Luft aus dem Zuschauerraum in der Veranstaltungspause in das Foyer strömt und so aus einer unklaren Fensterlüftung eine stabile und leistungsstarke Raumlüftung macht.
Das Konzept
Funktionsprinzip
Welche Vorteile bietet das Konzept?
Lediglich durch zeitweilige Umstellung der Anlagenregelung vom Zuschauerraum wird auch das Foyer stabil und bedarfsgerecht gelüftet solange es dort erforderlich ist.
Investitionskosten entstehen nur, wenn man die nötigen Veränderungen: Anlagenumstellung, Fensteröffnung, Türoffenhaltung automatisieren möchte (z.B. die RLT-Anlagenbedienung beim Regiepult ermöglichen, Motorantriebe für bestimmte Fenster im Foyer, Kontrollleuchten).
Die Umstellung ist praktisch sofort durchführbar. Es bedarf lediglich einer gemeinsamen Abstimmungs- und Umsetzungserprobung vom Haustechnik- und Veranstaltungspersonal.
Was muss beachtet werden?
- Je nach Steuerungs- und Regelungskonzept der Zu- und Abluftanlage ist es zunächst möglich, dass die Anlage auf Störung geht sobald der Abluftvolumenstrom einseitig erheblich reduziert wird. Dann ist eine Anpassung der Anlagenregelung erforderlich.
- Bei sehr tiefen Außentemperaturen ist es möglich, dass die Zuluft wegen fehlender Wärmerückgewinnungsleistung bei gemindertem Abluftstrom abfällt. Auch diese Wirkung kann durch eine Anpassung der Regelungsdynamik für die Zulufttemperatur gemindert werden.
- Das Überströmprinzip funktioniert erst, wenn die Abluftanlage reduziert oder abgestellt ist für die Pausenzeit und Fenster zur Abströmung im Foyer geöffnet sind, damit die Zuluft auch in die “richtige Richtung“ strömt.
- Bei vielen Spielstätten wird der Zuschauerraum mit dem Zuluftstrom gekühlt. Diese Wirkung bleibt auch bei reduziertem Abluftstrom und der Überströmung erhalten: Die Ablufttemperatur kann jedoch etwas steigen, weil die gleiche Abwärme auf weniger Ablufstrom verteilt wird.
- Wenn vergessen wurde die Abluftanlage zum Vorstellungsbeginn wieder hoch zu fahren kann es sein, dass sich die Türen zum Zuschauerraum nur gegen einen Luftdruck schließen lassen. Spätestens jetzt sollte man die Korrektur vornehmen.
Umsetzungsschritte
I.
Es ist eine Umschaltung vom Abluftventilator zu installieren bzw. vorzunehmen. Die Reduktion soll ca. 20 m3/h je Zuschauer betragen. Auch eine zeitweilige Abschaltung des Abluftventilators ist möglich. Die Zulufteinstellungen bleiben unverändert zu lassen, also insbesondere auf dem bisher eingestellten Volumenstrom weiterlaufen zu lassen.
II.
Die Bedienung der Umschaltung sollte am Sitz der Veranstaltungsleitung sein. Ihr obliegt die Aufgabe, die Reduktion nur während der Dauer einer Vorstellungspause bzw. Veranstaltung im Foyer vorzunehmen.
III.
Die Zugangstüren vom Zuschauerraum zum Foyer müssen während der Überströmung komplett offenstehen bleiben.
IV.
Im Foyer sind im oberen Bereich mehrere Fenster auf Kipp-Position so zu stellen, dass die überschüssige Luft aus dem Foyer abströmt. Je mehr Fenster geöffnet sind, desto langsamer kann die Luft abströmen. Im Foyer entsteht so eine Art Quellluftströmung, die aus lufthygienischer Sicht optimal ist.
V.
Mittelfristig sollten die zu öffnenden Fenster mit Motorantrieben ausgestattet werden. Sie öffnen die Fenster kurz vor der Reduktion des Ablufventilators. Sie sollten mit Zeitverzögerung nach dem Wiederhochfahren des Abluftventilators die Fenster wieder schließen. Eine Übersteuerung dieser Automatik ist vorzusehen, damit Nutzer die Fenster im Foyer auch individuell öffnen können.
Fazit
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